Eskalation der Angriffe Die LGBTIQ+-Community wird weltweit angegriffen, positive Entwicklungen gibt es immer weniger, so die ILGA World
Zu Beginn des Pride Monats Juni hat die queere Organisation ILGA World nun eindringlich vor einer Eskalation der Angriffe auf LGBTIQ+-Menschen gewarnt, die Bedrohungen für Leben und Würde haben sich demnach dramatisch verschlechtert. Bereit vorab hatte im Mai die ILGA Europe vor einem Rollback gewarnt.
Jedes dritte Land kriminalisiert Homosexualität
Die aktuellen Daten im Detail: Noch immer ist Homosexualität in 64 UN-Mitgliedsstaaten illegal, in sieben davon droht die Todesstrafe. In 61 jener Länder gibt es außerdem Gesetze, die die freie Meinungsäußerung mit Blick auf die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt einschränken. Ebenso 61 UN-Länder versuchen, Pride-Demonstrationen zu unterbinden.
Nach wie vor sind Konversionstherapien dabei in den allermeisten Ländern legal, lediglich in 17 UN-Mitgliedsstaaten gibt es ein landesweites Verbot der umgangssprachlichen Homo-Heilungen, die die Vereinten Nationen selbst bereits als Folter definiert haben. Die Ehe für alle gibt es inzwischen in 37 UN-Staaten sowie in Taiwan. 18 UN-Mitgliedsstaaten haben aktuell ein Selbstbestimmungsgesetz, das den Personenstandswechsel für queere Personen ermöglicht.
Wenige positive Entwicklungen
Mali sowie Trinidad und Tobago haben Homosexualität kriminalisiert, Georgien hat ein umfassendes Verbot aller Formen der LGBTIQ+-Darstellung und Pride-Versammlung eingeführt, ebenso wie Ungarn. In vielen Ländern zeichnen sich ähnlich neue Gesetze ab, beispielsweise in Peru, wo der Nationalkongress ein Gesetz verabschiedet hat, das es strafbar macht, Jugendliche zum Thema sexuelle Vielfalt aufzuklären. Dazu kommt, dass viele queere Organisationen und Stiftungen aufgrund von Budgetkürzungen schließen mussten.
Die Liste der weltweit wichtigsten positiven Entwicklungen ist deutlich kürzer, dazu zählt die ILGA World die Einführung der Homo-Ehe in Thailand und Liechtenstein, die EU-Bürgerinitiative für ein Verbot von Konversionstherapien mit über einer Million Unterzeichnern, den Wegfall der „LGBT-freien Zonen“ in Polen und die Entkriminalisierung von Homosexualität in Dominica und Namibia.
Community muss sich verteidigen
Julia Ehret, Geschäftsführerin von ILGA World, mit ihrem Fazit: „In den letzten zwölf Monaten wurden die LGBTIQ+-Bewegungen von mehreren Stürmen heimgesucht: Einfrieren der Entwicklungshilfe und Finanzierungskürzungen, rechtsextreme und autoritäre Bewegungen und Regierungen, die unsere Gemeinschaften ins Visier nehmen, um politische Gewinne zu erzielen, und ständige Bemühungen, multilaterale Institutionen zu schwächen. Die Errungenschaften des letzten Jahrzehnts in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter, die körperliche Autonomie, die Rechte von LGBTIQ+-Personen und die Rechenschaftspflicht der Regierungen sind bedroht. Sie müssen und werden verteidigt werden.“