Streit beim CSD Bielefeld Linke queer kritisiert besondere Teilnahme-Bedingungen für Fetisch- und Kink-Gruppen
Die Linke queer kritisiert mit scharfen Worten die Veranstalter des CSD Bielefeld, Streitpunkt ist dabei der Umgang mit Fetisch-Gruppen. Die Pride-Organisatoren betonen in ihren Teilnahmebedingungen ein sogenanntes Konsenskonzept, das Fetisch-Verbände vorlegen und beachten müssen. Die Linke queer bezeichnet dieses Vorgehen als „peinlich und inakzeptabel“.
Besondere Konsenskonzepte beim Fetisch
Zu Beginn des vierseitigen Schreibens betont das Team des CSD Bielefeld, dass Fetisch, Rollenspiele und Pride zusammengehören und man stolz darauf sei, dies sichtbar zu zeigen und Tabus aufzubrechen – unter Beachtung des Konsenskonzeptes. „Wir haben uns entschieden diesen Absatz in unsere Teilnahmebedingung mit reinzunehmen, um Awareness in den Bereich zu bringen. Wir haben uns schon seit längerem mit dem Thema auseinandergesetzt und dieses Thema ist uns wichtig. Genauso wie im Jugendschutzbereich muss es auch in weiteren sensiblen und vulnerablen Bereich Konzepte geben, die schwierige Themen ansprechen und auch sprechbar machen.“
Dabei betont der ausführende Verein BIEQueer die Wechselwirkung zwischen Fetisch und „bestehenden Machtverhältnissen, Rassismen, Diskriminierungen, diskriminierende Fetischisierungen, misogyne Strukturen.“ Der CSD Bielefeld fordert daher eine kritische Auseinandersetzung und Konsenskonzepte von den Fetisch-Vereinen inklusive einem Schutzkonzept für sexualisierte Gewalt. „Hier an der Stelle sei gesagt, dass es hier nicht um eine pauschale Unterstellung geht, sondern um ein präventives Handeln für die Was-Wäre-Wenn-Situation.“ So könnten laut den Organisatoren Fetische und Rollenspiele für „manche Menschen retraumatisierend und rassistisch sein. Als Beispiel können hier Praktiken oder Bilder genommen werden, die an koloniale oder militärische Gewalt erinnern.“ Daher sei es wichtig, aktiv darüber zu sprechen, womit sich alle wohlfühlen. Bewusst wolle man kein Verbot, sondern einen „konsensuellen Umgang“.
Diskreditierung von Fetisch-Freunden?
Für die Linke queer ist das eine „Diskreditierung“ von Fetisch- und Kink-Gruppen: „Der den CSD Bielefeld veranstaltende Verein BIEQueer unterstellt einerseits damit Fetisch- und Kink-Gruppen besonders anfällig für sexualisierte Gewalt zu sein – und spricht sich und andere Gruppen aus den Communitys gleichzeitig davon frei, dass es diese bei ihnen geben könne. Denn ein Schutz- und Konsenskonzept ist für andere Gruppen nicht vorgesehen und erst recht nicht verpflichtend.“
Der Verein versuche dabei laut Linke queer, mit „vielen Worten und wenig Inhalt“ sein Vorgehen zu rechtfertigen. „Aber das misslingt: In dem Text mehrmals zu betonen, Fetisch- und Kink-Gruppen nicht diskriminieren zu wollen, um es dann auf der Grundlage von Unterstellungen doch zu tun, ist nicht nur peinlich, sondern für einen CSD inakzeptabel.“
Abschließend betonen die zwei Bundessprecher Daniel Bache und Frank Laubenburg so: „Die Linke queer fordert BIEQueer dazu auf, den bereits erfolgten Ausschluss der Puppy OWL und Bielefeld Leather Social von der CSD-Demonstration und dem Straßenfest unverzüglich und bedingungslos aufzuheben. Das bisherige Vorgehen des BIEqueer ist geschichtsvergessen und macht uns fassungslos. Die Fetisch-Community hat einen wichtigen Platz in der queeren Bewegungsgeschichte und Kultur, der ihr durch diese Art von Ausschluss abgesprochen wird. Für Die Linke queer ist klar: Kink belongs at pride!“ Der CSD Bielefeld findet Ende Juni zum 31. Mal statt. Beim Jubiläum im letzten Jahr waren rund 4.000 Besucher vor Ort.