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Sephastian Riopel // © vvg

Ausgequetscht Maler Sephastian Riopel

vvg - 15.06.2025 - 14:00 Uhr
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Der Maler Sephastian Riopel – kurz Rio genannt - ist ein Künstler aus Kanada, der auf dem Weg ist, sich auf dem internationalen Kunstmarkt einen Namen zu machen. Wir trafen ihn bei seiner zweiten Ausstellung in Köln

Paris Hilton wurde angeblich im Paris gezeugt – was hat der Name Rio für einen Ursprung?
Um ehrlich zu sein, da werdet ihr vielleicht enttäuscht sein, denn das ist nicht sehr aufregend: Rio ist einfach eine Kurzform meines Nachnamens Riopel. Mein Vorname ist Sephastian; Rio hat sich allerdings irgendwann als Künstlername durchgesetzt. Ich bin in Kanada auf einer Hippiefarm großgeworden und lebe heute in Montreal - habe also mit der Stadt Rio nichts zu tun.

Was wollte der kleine Rio werden, wenn er groß ist?
Zuerst wollte ich Vulkanologe werden, dann Gartenbauingenieur. Ich habe schon immer sehr gerne gezeichnet und sehr früh hat sich bereits ein Talent für die Kunst entwickelt. Dieses Talent ebnete mir langsam den Weg, den ich heute gehe. 

Wann entstand der Wunsch zu malen?
Alles begann im Hinterzimmer eines Restaurants, in dem ich arbeitete, als ich jünger war. Ich habe so viel in meinen Bestellblock gezeichnet, dass ich kaum noch Platz hatte, um die eigentlichen Bestellungen zu schreiben!

Hast du beim Malen sowie im persönlichen Leben Lieblingsfarben?
Nicht wirklich. Ich glaube, jede Farbe hat ihren Platz und ihre eigene Schönheit. Allerdings kann ich sagen, dass ich Blau in der Innenarchitektur nicht mag - es wirkt zu kalt für Räume, die warm und einladend wirken sollen. Die Bilder in meiner momentanen Ausstellung sind sehr farbenprächtig und lebensbejahend und zeigen viele unterschiedliche Rottöne. Wenn ich meine Arbeit beschreiben sollte sehe ich sie als eine Art Weiterentwicklung des österreichischen Jugendstils.

Viele schwule Künstler konzentrieren sich auf den nackten männlichen Körper, du aber präsentierst feminine Frauen in modischem Chic.
Ich bin keiner, der Klischees folgt. Ich liebe Mode und die weibliche Form ermöglicht es mir, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und gleichzeitig meine Verbindung zu meiner Muse - Mutter Natur - zum Ausdruck zu bringen. In meiner Ausstellung, die ich momentan in der Kölner Galerie „Aarander Art“ im Rheinau Hafen zeige, und die den Titel „Gaia“ trägt, verkörpert meine Figur die ursprüngliche Schöpferin alles Lebens. Gaia ist in der griechischen Mythologie eine der ersten Göttinnen, die aus dem Chaos geboren wurde.

Wie ist denn deine Beziehung zu Mutter Natur und ihren Naturkatastrophen?
Ich bin auf einem Bauernhof auf dem Lande geboren. Dadurch habe ich einen direkten Bezug zur Natur - und einen klaren Blick dafür, wie sehr der Mensch sie verändert. Ich verehre Mutter Natur als ein übergeordnetes Wesen jenseits unserer Vorstellungskraft.

Und Naturkatastrophen sind eine natürliche Verteidigung von Mutter Natur. Da sie absolut emotionslos ist, wirkt ihre Handlung auch sehr aggressiv.

Wie oft und wo überall hast du schon ausgestellt?
Ehrlich gesagt, ich habe es nicht mehr gezählt. Ich bin nicht jemand, der sich an Erinnerungen klammert. So aus dem Stegreif: In Montreal natürlich, in Miami, Los Angeles, Paris, Vancouver. In Deutschland auch schon in Baden-Baden und jetzt bin ich bereits zum vierten Male in Köln. 

Inwiefern unterscheidet sich das deutsche Publikum vom Rest der Welt?
Ich liebe das Staunen bei den Leuten die zu meinen Ausstellungen in Deutschland kamen. Besonders die Menschen in Köln sind sehr offen. Sie fragen viel und interessieren sich nicht nur für die Bilder, sondern auch für die Bedeutung hinter den Werken. Sie haben diesen Funken in den Augen, diese Neugierde, die tiefer geht.

Also diesen Blick, den auch viel Schwule haben, wenn sie sich begegnen. Wann war dir bewusst, dass dich Jungs mehr als Mädchen interessieren?
Es passierte bei einer Mutprobe in einer Bar. Ein Mädchen sagte mir, ich dürfe sie küssen - aber nur, wenn ich zuerst den Typen auf der anderen Seite des Raumes küsse. Ich war nicht schüchtern, also bin ich zu ihm hin und habe ihn geküsst. Aber nach dem Kuss küssten wir uns wieder. Dieser zweite Kuss war wie ein Blitzschlag. Sagen wir einfach, ich bin in dieser Nacht nicht mit dem Mädchen nach Hause gegangen! 

Wann fand dein Outing statt und wie haben die Leute darauf reagiert?
Gleich am nächsten Tag. Ich hatte keine Verwirrung - ich war mir völlig sicher, dass ich schwul bin. Die Reaktion meiner Eltern? Sie erzählten mir, dass sie beide auch mit dem gleichen Geschlecht experimentiert hatten. Ehrlich gesagt, hätte es nicht besser laufen können. 

Hattest du Vorbilder - als Maler oder als schwuler Mann?
Schwul oder nicht, Maler oder nicht, meine größte Inspiration ist Hans Zimmer. Er ist ein Klangkünstler, der mit jeder Note tief in meine Seele eindringt. Er ist für mich ein wahrhaft reiner Künstler. 

Lebst du allein oder bist du in einer Beziehung?
Ich lebe zwar alleine in meinem Haus, aber ich bin seit acht Jahren in einer Beziehung. Ich bin Künstlerin, er ist Pilot und beruflich viel unterwegs. Dadurch sehen wir uns nicht oft - und das hält die Leidenschaft am Leben. Jedes Wiedersehen fühlt sich dadurch immer wieder an wie ein erstes Date.

Wie unterscheidet sich das schwule Leben in Kanada von dem in Deutschland?
Die Deutschen scheinen viel direkter zu sein. Es fühlt sich an wie: „Küss’ mich jetzt und wir reden später!“ 
 

Sephastian Riopel // © vvg

Wird die Welt nicht eher wieder prüde und schwulenfeindlich?
Ich persönlich habe bisher keine große Veränderung bemerkt; aber ihr habt Recht: Ich habe von einem Wiederaufleben der Intoleranz gehört.

Wie lebt es sich in der (noch) Trump freien Zone Kanada?
Manchmal unsicher, aber wir sind nach wie vor stolz darauf, Frankokanadier zu sein. Wir halten an unseren Werten fest - und das werden wir auch weiterhin tun.

Was hat dich denn in Deutschland fasziniert, berührt und amüsiert?
Der Kölner Dom - ich war bestimmt zehnmal dort! Die Herzlichkeit, mit der man empfangen wird.

... und seltsamerweise die Statue am Rathaus, die sich selbst einen bläst. Drei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, aber sie sind die ersten, die mir einfallen!

Die Statue kennen nur wenige, ich muss immer grinsen, wenn ich sie sehe. Apropos: Warum bist du auf Fotos immer ernst - und was bringt dich wirklich zum Lachen?
Ich mochte es nie, auf Fotos zu lächeln - vielleicht aus Angst, dass ein schreckliches Foto in einer Zeitschrift landet. Aber ich liebe schmutzige Witze - das bringt mich jedes Mal zum Lachen.

Schade, dass wir keinen dreckigen Witz auf Lager haben. Fragen wir stattdessen, wie du zur Community stehst?
Ich spende und ich besuche Wohltätigkeitsveranstaltungen. Das ist meine Art, in Verbindung zu bleiben und etwas beizutragen, dass unsere errungenen Rechte und Kontaktmöglichkeiten bestehen bleiben.

Was macht dich wütend?
Wenn man mir sagt, ich solle für ein Foto lächeln! Nein, im Ernst, unterbrochen zu werden, während ich spreche, geht mir wirklich unter die Haut. 

Was macht dir Angst?
Dass meine Klimaanlage ausfällt! Verurteile mich nicht, wir haben doch alle unsere irrationalen Ängste, oder? 

Was war glücklichste Moment in deinem Leben?
Meine Einzelausstellung in der Kölner Villa Boisseree im Juni 2023 war ein voller Erfolg. Da war ich glücklich. Und um das zu feiern, sind wir nach Amsterdam gefahren. Die wilde Nacht, die darauf folgte, überlässt man am besten der Fantasie! 

Was sind deine Wünsche für die Zukunft?
Es ist schwer, sich mehr zu wünschen - ich bin im Moment wirklich glücklich. Glücklichsein heißt für mich, dass meine Werke mich überleben und die gleiche Faszination ausüben, wie am Tag ihrer Fertigstellung.

Ich hoffe, dass alles so weitergeht... besonders auch in Deutschland!

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